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Das Saxophon-Mundstück



Die Gestaltungsmöglichkeiten eines Mundstücks hinsichtlich

- Bahnöffnung - Gegenwand
- Bahnlänge - Material
- Kammer

sind so vielfälltig, daß hier für die Suche nach dem Idealmundstück, die wichtigsten Begriffe und Auswirkungen erläutert werden.
Zeichnung


Die Bahn


Die Bahn ist der Abschnitt zwischen Mundstückspitze ( Tip Rail ) und dem Tisch des Mundstücks, an dem der angeschnittene Teil des Blattes zum schwingen kommt. Die Bahn unterteilt sich in Öffnung ( "Tip Opening" ) und Länge ( "Facing Length"). Veränderungen der Bahnkurve bezügl. der Steigung und Länge beeinflussen das Anblasempfinden. Der Verlauf dieser Kurve wird in feinen Abstufungen von sehr eng mit kurzer Bahn bis extrem offen mit langer Bahn angeboten. Mit zunehmender Bahnöffnung verlängert sich meist proportional auch die Bahnläge wobei jeder Hersteller seine eigene Philosophie von optimaler Balance hat und kreiert. So können bei vergleichbaren Öffnungen die Bahnlägen unterschiedlich sein. Der Hersteller Selmer verwendet für neun verschiedene Öffungen immer die gleiche Bahnlänge während Otto Link für zehn Bahnöffnung fünf Bahnlängen anbietet.

Zeichnung
Beispiele Öffnung Länge in mm
1. Enge Bahn    
SELMER C 1,60 22
OTTO LINK4 1,40 19
VANDOREN A-27 1,65 19
2. Mittlere Bahn    
SELMER C** 1,80 22
OTTO LINK 5* 1,78 20
VANDOREN A-20 1,86 23
3. Offene Bahn    
SELMER E 2,00 22
OTTO LINK 6* 2,00 20
VANDOREN A-35 2,06 21

Durch den mehr oder weniger geschulten Ansatz eines Spielers und der individuellen Zahn- und Kieferstellung ist das Anblasempfinden subjektiv. So kann das Klangergebniss bei der gleichen Blatt- und Mundstück Kombination sehr unterschiedlich sein. Eine Beschreibung der Auswirkung ist nur unter Vorbehalt möglich, dennoch möchte ich meine und andere Erfahrungen beschreiben. Die Intonation wird durch die Lippenspannung beeinflußt. Bei kurzen Bahnen ist dieser Modulationsbereich z.B. für das Vibrato geringer als bei langen Bahnen. Auch lässt sich das obere Tonregister bei kurzen Bahnen leichter nutzen und umgekehrt.
Die Dynamik oder Lautstärke wird durch die Menge der Luftzufuhr beeinflußt. Bei engeren Bahnen ist die Schwingungsbewegung des Blattes geringer, damit der Dynamikbereich begrenzter. Für Anfänger ohne geschulten Ansatz eignen sich enge Bahnöffnungen mit leichten Blättern. Enge und mittelenge Bahnöffnnungen mit langen Bahnen und härteren Blättern bewirken einen konzentrierten Ton und eine hohe Kontrolle über Intonation und Ansprache, auch bei sehr großen Intervallsprüngen. Diese Kombination wird vorwiegend von Saxophon Spieler/innen in der konzertanten Musik bevorzugt.
Bei offener werdenen Bahnen wird der Ton voluminöser sowie faseriger und bei sehr weiten Bahnöffnungen erhöhen sich die Hauchklanganteile. Der Ton kann mit der Lippenspannung flexibler genutzt werden: Für stilistische Effekte z.B. extremes Vibrato, Slide Ins/Outs , Glissandi. Die Kontrolle über die Intonation wird bei offenen und langen Bahnen allerdings schwieriger. Da der Blaswiderstand sich bei offeneren Bahnen erhöht, werden häufig leichtere Blätter gespielt. Eine gelungene Kombination zwischen Bahnöffnung und Blattstärke hängt natürlich sehr von der Klangvorstellung und dem Ansatz ab.

Um also das ideale Mundstück zu finden, ist es unvermeidlich verschiedene Mundstücke zu probieren.

Von den Saxophon-Mundstück-Herstellern werden die Bahnöffnung mit ganz unterschiedlich Codes (Buchstaben oder Zahlen ) bezeichnet. Zur Orientierung nachfolgend eine Vergleichstabelle.

Sopran Sax
1000/Inch 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105
Berg Larsen 50 55 60 65 70 75 80 85        
Dukoff   D4 D5 D6 D7 D8 D9 D10        
Guy Hakwins     4-5 6 7              
Meyer 5 6-7 8-9 10                
Otto Link 5 5* 6 6* 7 7* 8 8* 9      
Selmer C* C** D/E F/G H I            
Vandoren S15   S25   S35              
Yanagisawa   5 6 7 8 9            

Alto Sax
Bahnöffnung eng mitteleng mittel mitteloffen offen
1000/Inch 60 62 65 70 74 75 80 83 85 90 95 100 105 110
Berg Larsen       70   75 80   85 90 95 100 105 110
Dukoff     D4 D5 D6   D7   D8 D9 D10      
Guy Hakwins             4   5 6 7 8 9 10
Meyer       5   6 7   8 9   10 11 12
Otto Link 4*   5 5*   6 6*   7 7* 8 8* 9 9*
Selmer B* C C* C**   D E   F G   H    
Vandoren   A20 A25 A27     A35   A45     A55    
Yanagisawa                 5 6 7 8 9  

Tenor Sax
Bahnöffnung eng mitteleng mittel mitteloffen offen
1000/Inch 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115 120 125 130
Berg Larsen       80 85 90 95 100 105 110 115 120    
Dukoff     D4   D5   D6   D7   D8   D9 D10
Guy Hakwins       4 5 6 7 8 9   10      
Meyer     5 6 7 8   9 10 11 12      
Otto Link   4 4* 5 5* 6 6* 7 7* 8 8* 9 9* 10
Selmer C C* C** D E F G   H          
Vandoren   T15   T20 T25 T35                
Yanagisawa             5 6 7 8 9      


Die Kammer


Die Kammer, der Innenraum des Mundstücks, gehört zum Gesamtvolumen der Luftsäule die im Saxophon schwingt. Die Größe der Kammer (das Volumen) hat Einfluß auf die Intonation. Um das Saxophon zu stimmen wird die Position des Mundstücks auf dem S-Bogen verändert. Damit ändert sich gleichzeitig das Kammervolumen bzw. die Stimmung.

Die Form der Kammer hat großen Einfluß auf die Klangfarbe. Die Gestaltung der Seitenwände und der Gegenwand wird von den Mundstück-Designern in vielfälltigster Form angeboten.

Zeichnung
Kammer


Die Gegenwand


Zeichnung
Beispiel 1 " Koncave und gerade Gegenwand "
Ist die Innenform sehr rund mit ausgehöhlten Seitenwänden und einer konkav verlaufenden Gegenwand, so bewirkt das eine sehr dunkle und weiche Klangcharakteristik.

Beispiel 2 " Baffle " und 3 " Konvexe Gegenwand "

Verengt sich die Kammergröße durch z.B. einen Baffle, einer Erhöhung direkt am Einlass (Tip rail) oder einer konvex verlaufenden Gegenwand deren Kurve ganz unterschiedlich sein kann, bekommt das Klangbild mehr Obertöne und wird lauter. Von dunkel-volltönend bis brilliant reicht das Spektrum der Klangcharakteristik.

Beispiel 4 " enge Gegenwand "

liegt die Gegenwand extrem eng am Blatt mit einer Stufe zur Kammer, ist der Ton hell und durchdringend scharf, verursacht aber auch im tiefen Register mehr Widerstand.


Beispiele


Innenansicht
Otto Link
Ponzol
Links: Meyer mit runder Kammer
Rechts: Selmer mit eckiger Kammer
Otto Link Bronze
vergoldet, Baffle am Tip-rail, konvexe Gegenwand, Seitenwände ausgehöhlt, große Kammer: dunkler voller Ton.
Peter Ponzol
Messing vergoldet, Gegenwand mit Stufe, 2.Teil steil abfallend, mittelgroße Kammer: voller sonorer Ton.
Hawkins
Brancer
Beechler
Guy Howkins
Messing vernickelt,
leicht konvexe Gegenwand, steil abfallend, mittelgroße Kammer: brillianter voller Ton.
Brancher
Messing vergoldet,konvexe Gegenwand, mit Baffle am Tip-rail, steil abfallend, mittelgroße Kammer:brillianter voller Ton.
Beechler
Stahl, lange konvexe Gegenwand, gerade enge Seiten, sehr enge Kammer: heller scharfer Ton.


Kay Siebold





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